Effektive Anzahl Wertpapiere als Maß für die Konzentration des Portfolios über die Zeit

Als ein Maß für die Konzentration des Portfolios über die Zeit fände ich die effektive Anzahl an Positionen interessant. Ich habe vor mich etwas mit JAVA in Verbindung mit PP zu beschäftigen, aber stehe bei Prorammieren/Java noch ganz am Anfang.

Diese Auswertung wäre mit den vorhandenen Daten möglich.
Die Anzahl der Positionen und ihre prozentuale Gewichtung sind z.B. über die ‘portfolio time machine’ unter Vermögensaufstellung erreichbar. Aus diesen Daten ließe sich der tägliche Herfindahl-Hirschman-Index (wikipedia, investopia) berechnen.

Zur Berechnung des HHI werden die prozentualen Gewichte jeder Position quadriert und anschließend addiert.

“The inverse of the Herfindahl index can be understood as the effective number of assets in the portfolio. It is the exact number of assets required to construct an equally-weighted portfolio with the same concentration (same Herfindahl index) as the original portfolio, since the Herfindahl index of any equally-weighted portfolio made of N assets is just H = 1/N. This allows us to interpret the inverse of the Herfindahl index as the effective number of assets of a portfolio.” Quelle

Rechnet man anschließen 1 / HHI, erhält man die “effektive Anzahl” an Positionen. Hiermit könnte man schnell unterschiedliche Konzentrationen des Portfolios über die Zeit erkennen.

Beispiel

Aktie Gewicht Gewicht quadriert
1 0,15 0,0225
2 0,1 0,01
3 0,07 0,0049
4 0,06 0,0036
5 0,05 0,0025
6 0,045 0,00203
7 0,03 0,0009
8 0,025 0,00063
9 0,023 0,00053
10 0,02 0,0004
11-100 equal weight 0,427 0,00203
Summe 1,000 0,05000
HHI 0,05000
1 / HHI 20,0

Statt 100 Positionen im Beispiel würde man hier effektiv auf 20 Positionen kommen.

Fonds und ETFs würden das Thema natürlich erschweren, da diese nur als Platzhalter für teils >1.000 andere assets stehen. Das könnte man aber auch ausklammern.

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Was würde diese Info an Mehrwert liefern? Welche Handlung würdest Du konkret daraus ableiten?

Das hilft beim Risikomanagement in Bezug auf das ideosynkratische Einzelrisiko. In meinem Beispiel wäre das Risiko nicht 1% (100 Positionen), sondern eher 5% (20 effektiv). Man könnte auch sehr schnell historische Konzentrationen im Portfolio erkennen (VW squeeze, dotcom). Also immer wenn eine Position sehr schnell stieg und dann viel im Portfolio ausmachte und dann wieder fiel. Dann könnte man schnell sehen, dass man da evtl hätte wieder in mehr effektive rebalancen sollen.

Desweiteren spricht eine historisch niedrige effektive Positionsanzahl selbst bei outperformance gegenüber dem benchmark eher für Glück als skill, da dann weniger unabhängige Entscheidungen gemacht wurden im Vergleich zu einem diversifzierteren Portfolio. Je mehr Entscheidungen desto höher sample size und die Aussage nach Alpha wird robuster. Wäre ein Indikator für von aktiv auf passiv zu wechseln trotz vorhandenem Alpha.

Insgesamt ist das natürlich individuell. Man kann auch Fragen, was ein Chart an Mehrwert bietet, der auch im Internet verfügbar ist. Oder der Portfoliowert in PP (kann man auch online beim broker sehen).
Ich halte gerade solche, spezielleren Auswertungen für ein mögliches Alleinstellungsmerkmal von PP. Die effektive Anzahl der Positionen ist normalerweise nicht so einfach aus den brokerdaten (keine tägliche Werthistorie) zu berechnen ohne PP. Zudem wäre die Berechnung vom Rechenaufwand nicht hoch.

Wenn Interesse besteht, kann ich noch ein paar paper zum Thema raussuchen.

Ich befürchte meine Frage kam verkehrt an. Sie war völlig ohne Wertung gestellt, ich wollte nur wissen ob ich mit der Kennzahl etwas anfangen könnte.

Nach Deiner Antwort und etwas googlen: Eher nicht, da ich ca. 90% in ETF und nur ca. 10% in Einzel-Aktien habe. Ob ein reiner Einzel-Aktien-Investor einen Mehrwert aus der Zahl der effektiven Wertpapiere hätte kann ich nicht beurteilen.

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brauche ich dafür denn eine Kennzahl? kann ich mir nicht einfach die Positionsgrößen angucken? Wenn ich (wie in deinem Beispiel) 100 Positionen habe, und die größte 15% meines Portfolios ausmacht, ist doch offensichtlich, dass ich hier ein übergewicht habe.

Also einfach eine Kategorie wo du alle deine Positionen rein packst und dann der gestapelte Anteilschart und fertig. Oder sehe ich das falsch?

Als ETF Investor müsstest du die effektive Anzahl Positionszahl deiner ETFs kennen. Die werden aber hoch genug sein bei world indices, so dass man nicht viel ableiten kann.
Im Vergleich zu equal-weight indices, kannst du bei manchen indices dennoch eine Konzentration in den top Positionen haben und auch Überschneidungen zwischen indices. Jedoch werden diese Top Positionen meist noch gekappt im Vergleich zu reiner mcap-Gewichtung. Insgesamt könntest du dann sehen wie viele Positionen du effektiv wirklich hast = es sind weniger als die Anzahl der Positionen im ETF. Jedoch werden es immer noch ausreichend viele sein, so dass das Risiko des Ausfalls einer durchschnittlichen Aktie eines ETF gering sein wird.

Also nicht relevant für die diversen world indices, außer wenn jemand nur ETFs mit wenigen Positionen nehmen würde z.B. alles auf den DAX oder so.

Dann hat man bei ETFs aber auch immer das Problem mit den richtigen Klassifikationen wegen der dahinterliegenden Aktien/Anleihen und auch mit den Überschneidungen der Positionen. Das ist in PP derzeit auch schwer abbildbar, so wie ich es verstanden habe. Es gibt für die Klassifikationen ein paar skripte, welche ich noch nicht verstehe.

Im Ergebnis ist die effektive Anzahl an Positionen im Portfolio also eher für Investoren mit Einzelpositionen (Anleihen/Aktien/ etc.) und nicht automatisiert umsetzbar bei Fonds/ETFs.

Man hat dann eine Zahl und muss nicht alles anschauen. Das erleichtert den Vergleich über Zeiträume (intertemporal). Auch der Vergleich zwischen Portfolios wird erleichtert, wenn man sich mal austauscht. Die absolute Summe spielt hierbei auch keine Rolle.

Ansonsten könnte es Anfängern helfen, wobei die meisten heutzutage ETFs nutzen werden. Wenn aber z.B. jemand mal vor paar Jahren 10% bitcoin / 90% Aktien gemacht hätte, wäre zwischenzeitlich eine ziemliche Konzentration im bitcoin erreicht worden (ohne rebalancing). Da könnte man schön die Abnahme der effektiven Positionsanzahl im Chart über die Zeit anschauen.

Ein Bekannter von mir macht buy&hold, aber hatte mal ~40% in zwei Positionen. Inzwischen hat sich das aber mehr diversifiziert durch spin-offs, Kursrückgänge der Toppositionen und Reinvestition der Dividenden in andere Werte. Das finde ich schon interessant.

In meinen Augen ist PP besonders toll, um die Historie anzuschauen. Dazu würde diese Kennzahl schön passen (zumindest für meinen Anwendungsfall). Klar kannst du die punktuelle Konzentration auch manuell im piechart erahnen, nur hast du dann immer einzelne Zeitpunkte und keinen Verlauf.

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Ich meinte je gerade nicht das pie chart sondern die gestapelten verläufe bei den Kategorien. Dort hast du wunderbar graphisch (und bei sehr vielen Positionen vlt. etwas unübersichtlich) die historische Aufteilung deiner Positionen. Zumindest um starke Konzentrationen zu erkennen, sollte das reichen.

Danke für den Hinweis. Ich weiß nicht genau, was du meinst. Muss man jedes Wertpapier genau einer Klassifikation zuordnen (Anzahl der Ebenen der Klassifizierung = Anzahl der Wertpapiere), so dass man dann den Verlauf sehen kann unter ‘Flächendiagramm’? Oder ist das woanders?

Hallo Oktavian,
was SgtWinter dir vorschlägt, bringt für Einzelaktien wenig, da man, wie du richtig annimmst, erst eine Kategorie mit allen TOP-Aktien (z.B 30) erstellen muss, dies wird aber sehr unübersichtlich. Um eine Konzentration der Assetklassen über die Zeit zu erkennen ist das Flächendiagramm aber nutzbar.

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Ja, genau. Du erstellst eine Klassifizierung und musst dann eine Kategorie pro Aktie erstellen und die Aktie dort eintragen. Dann siehst du unter ‘Flächendiagramm’ (oder wie immer die Ansicht heißt) im zeitlichen Verlauf die Konzentration.

Ist sicherlich im aufsetzen erstmal mühselig, sollte aber in der Theorie das geben, was du suchst. Du kannst ja auch mal durch die Einstellungen bei dem Flächendiagramm gucken, vlt. kann man das Aufsetzen vereinfachen.

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danke, ich bin jetzt dabei ein bisschen mit den Klassifikationen zu basteln. Habe da jedoch keine Vereinfachung gegenüber Handarbeit gefunden z.B. import via .csv als Wertpapieratribut oder so.
Bei verschiedensten Wertpapieren über die letzten Jahrzehnte, dauert jede neue Klassifizierung einiges an Zeit. Werde das mal ausprobieren. Die Konzentration über die Zeit kann man damit bei den ganzen Abspaltungen, Übernahmen, Pleiten und Auslieferungen nicht so einfach erkennen. Einige Wertpapiere fielen weg und neue kamen hinzu. Das würde es sicher unübersichtlich machen (zumindest bei mir). :grinning: