Man sollte sich vielleicht nicht in Begriffen verlieren.
Dividende ist normalerweise ein Teil des Gewinns, der an die Anleger ausgeschĂŒttet wird - richtig. Nur zahlt die Telekom offiziell keinen Gewinnanteil aus, der wĂ€re ja steuerpflichtig. Es ist eine Art EinlagenrĂŒckzahlung an den Anleger:
Das ist so, als wenn eine Firma gegrĂŒndet wird, jeder 100 EUR einzahlt, die FIrma dann feststellt, dass sie nur 90 EUR braucht und somit jedem 10 EUR zurĂŒckzahlt. Diese neue Firma hatte ursprĂŒnglich mal einen âKursâ von 100 EUR und nach der RĂŒckzahlung von 10 EUR nur noch einen âKursâ von 90 EUR. Aber wir haben keine 10 EUR âKursverlustâ erlitten, da die Firma 10 EUR Einlage zurĂŒckgezahlt hat. Somit hat sich unser Einstandskurs/-Preis (was ist der Unterschied?) um 10 EUR reduziert. Ohne die Einstandskurs-Anpassung hĂ€tten wir einen (steuerlichen) Verlust in Höhe von 10 EUR. Somit ist das was die Banken (im Auftrag des Finanzamtes) machen soweit ok.
Anders als bei einer Dividende, die aus dem Gewinn gezahlt wird: Wenn obige Firma 10 EUR Gewinn gemacht hat, sollte der aktuelle Kurs bei 110 EUR liegen (ideale einfachste Welt). Werden diese 10 EUR Gewinn dann ausgeschĂŒttet, sinkt der Kurs wieder auf 100 EUR und wir haben 10 EUR Gewinnbeteiligung bekommen, die wir versteuern mĂŒssen. Der Kurs ist wieder bei 100 EUR und wir haben keinen Kursverlust erlitten, aber auch keinen Kursgewinn gewonnen. Ohne die Dividendenzahlung wĂ€re der Kurs bei 110 und wir hĂ€tten 10 EUR Kursgewinn, den wir beim Verkauf versteuern mĂŒssten.
WĂ€re es ein thesaurierender Fonds wĂŒrden wir jetzt diese (obigen) 10 EUR (Kurs-)âGewinnâ als Vorabpauschale gegenĂŒber dem Finanzamt versteuern mĂŒssen, also 2,50 EUR ans Finanzamt zahlen. Wenn wir danach zu 110 EUR den Fonds verkaufen, wĂŒrden 25% = 2,50 EUR Steuer fĂ€llig werden, die aber mit der bereits gezahlten Vorabpauschale in Höhe von 2,50 EUR verrechnet werden.
Gut, die Einstandskursherabsetzung bei der steuerfreien âDividendeâ der Telekom ist mit der nachtrĂ€glichen Einstandskursherabsetzung abbildbar und verstĂ€ndlich; auch wĂ€ren die Performanceanzeigen m.E. korrekter, schlieĂlich handelt es sich nicht um eine GewinnausschĂŒttung wie bei einer richtigen Dividende.
Die Abbildung der bereits gezahlten Vorabpauschale ist schwieriger, da es sich eigentlich um sowas wie ein âSteueransparkontoâ handelt. Eine Erhöhung des Einstandskurses von 100 auf 110 wĂŒrde steuerlich korrekt zeigen, dass 0% Gewinn versteuert werden mĂŒssen, obwohl 10 EUR Kursgewinn angefallen sind. Aber es gab und gibt diese 10 EUR (Kurs-)Gewinn.
Ja, es ist nicht einfach.
Steuerfreie Dividenden sind aber keine âPerformanceâ oder âErtragâ, wenn ich Performance / Ertrag als Wertsteigerung oder Wertminderung einer Aktie definiere, da sich der Wert in Summe effektiv nicht geĂ€ndert hat. Es ist nur eine Umbuchung vom Kapitalkonto der Firma auf mein Girokonto - im Gegensatz zu einer echten GewinnausschĂŒttung.
Gezahlte Vorabpauschalen versteuern Gewinne, bevor diese dem Anleger zuflieĂen. Sie reduzieren die zukĂŒnftige Steuerlast. Gewinne sind aber auch Performance (= Wertsteigerungen).
Eigentlich dĂŒrften Vorabpauschalen nicht als Steuer gebucht werden, weil es sich nicht um eine fĂ€llige Steuer, sondern nur eine Steuervorauszahlung handelt. Die Steuer fĂ€llt ja offiziell erst beim Verkauf an und wird erst dann mit den Steuervorauszahlungen (= die Vorabpauschalen) verrechnet. Die Performance wird aktuell korrekt ausgewiesen, da die Wertsteigerungen unverfĂ€lscht in PP gefĂŒhrt werden.
Also eher ein âThesaurierenden-Fonds-Vorabpauschalen-Kontoâ fĂŒr jeden Fonds einrichten, um das im Auge zu behalten? Also die Wertpapier-Vorabpauschale nicht als Steuer erfassen sondern als Umbuchung auf ein Vorabpauschalenansparkonto je Wertpapier/Fonds buchen und erst beim Verkauf gegen die 100% zu zahlende Steuer gegenrechnen? Allerdings dĂŒrfte dieses Vorabpauschalen-Ansparkonto dann nicht in das Gesamtvermögen eingehen âŠ
Steuern haben eigentlich nichts mit der Performance eines Wertpapiers zu tun und die steht im Zentrum von PP. Und die Performance bei der Telekom ist aufgrund der steuerfreien âDividendenâ m.E. eigentlich falsch, wenn nicht der Einstandskurs angepasst wird. Bzw. ungenau, wenn die Dividende als Dividende = Ertrag gebucht wird, obwohl es kein echter Ertrag (= Gewinn) der Aktie zu diesem Zeitpunkt ist.
Steuern sind Privat"vergnĂŒgen": Ja, sie schmĂ€lern die Performance und ein aktives Freibetragsmanagement kann die Gesamtrendite nach Steuern erhöhen. Eine Aktie, die mir am Jahresanfang 800 EUR Dividende steuerfrei (wg. Freibetrag) zukommen lĂ€sst ist aber nicht besser als eine Aktie, die mir 800 EUR Dividende am jahresende zukommen lĂ€sst, wo aber 25% = 200 EUR Steuern einbehalten werden, weil die FreibetrĂ€ge aufgebraucht sind. Die einzigen Steuern, die m.E. wirklich performancerelevant sind, sind (auslĂ€ndische) Steuern die immer unabhĂ€ngig von (deutschen) FreibetrĂ€gen anfallen, weil man sie sich nicht zurĂŒckholt oder zurĂŒckholen kann.